Categories: Sommer 2020

Der Patient im Mittelpunkt

Herr Geiger, wie kann Siemens das Leben der Angestellten und Patienten in einem Krankenhaus erleichtern?
Martin Geiger: Ich gebe Ihnen ein Beispiel – aus Studien weiß man, dass eine Krankenschwester im Durchschnitt 72 Minuten pro Tag mit der Suche nach Equipment verbringt. Also damit, mobile Blutdruckmesser oder Rollstühle wiederzufinden, die irgendwo abgestellt sind. Wenn wir via Asset-Tracking die Zeit, die sie mit Suchen verbringt, auch nur halbieren können, haben wir sowohl ihren Arbeitsalltag erleichtert als ihr auch mehr Zeit für ihre eigentliche Aufgabe gegeben, nämlich sich um die Patienten zu kümmern.

Worauf setzen Sie beim angeführten Beispiel Asset Tracking? Wodurch unterscheidet es sich von bisher eingesetzten Lösungen für Real-Time Location Services? (RTLS)
Die Basis sind Bluetooth-Low-Energy-Sensoren, die an jedem Gerät angebracht werden können und via IoT-Plattform den Standort melden. Mit dieser Enlighted-Technologie können aber noch weitere Leistungen erfüllt werden: So ist es zum Beispiel möglich, auch Patienten rasch und sicher auf diesem Weg zu orten, wenn das erwünscht und nötig ist. Darüber hinaus kann Patienten und Besuchern eine einfache Indoor-Navigation innerhalb des Krankenhauskomplexes angeboten werden, dafür brauchen diese nur ein Bluetooth-fähiges Mobilgerät. Darüber hinaus werden sie auch an Lampen angebracht, steuern die Lichtstärke je nach tatsächlichem Bedarf und reduzieren die Energiekosten für die Beleuchtung um bis zu 90 Prozent!

Wie werden diese verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Technologie zu einem Gesamtangebot, zu einer smarten Infrastruktur verbunden?
Wir gehen den Weg, die einzelnen Produkte und Technologien zu einer Gesamtlösung für das „Smart Hospital“ der Zukunft zu verbinden. Im Zentrum steht unser Gebäudemanagementsystem BMS (Building Management System), das von Brandschutz über EMSR, HLK und Zugangskontrolle bis hin zu Desinfektion und eben auch Ortungssystemen alles verbindet. Mit dieser Management-Plattform konsolidieren wir die gesamte Organisation des Krankenhauses und machen sie schneller, komfortabler und automatisierbar über eine Bedienoberfläche steuerbar.

Können Sie auch ein Beispiel nennen, wie von diesen technischen Möglichkeiten Patienten und Krankenhauspersonal profitieren können?
Wir erleben derzeit, dass Übergriffe von Patienten auf Krankenhausmitarbeiter häufiger werden. Das hat oft damit zu tun, dass sie zu lange warten müssen, und auch steigende Raumtemperaturen bei vielen Menschen in einem Raum tragen zur Aggressivität bei. Da kann man zum Beispiel über angepasste Klimatisierung und über eine angenehmere Lichtgestaltung positiv einwirken. Besonders wichtig ist es aber, sogenannte „Heat Maps“ zu erstellen, wo überdurchschnittlich lange gewartet werden muss. Das hilft der Krankenhausorganisation sehr rasch, solchen Flaschenhälsen etwa mit verändertem Personaleinsatz gegenzusteuern.

Die Wünsche und Anforderungen in den verschiedenen Krankenhäusern und in den verschiedenen Ländern unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Wie können Sie darauf eingehen?
Wir adaptieren das je nach Wünschen und Anforderungen. Auch hier ein Beispiel: Mit der BLE-Sensorik ist es zum Beispiel möglich, auch mobile Desinfektionseinheiten, Reinigungswägen oder FM-Mitarbeiter zu tracken, um nachvollziehen zu können, ob die laut Hygienevorschriften nötigen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen auch überall durchgeführt wurden. Doch wenn das von der Krankenhausleitung oder dem Betriebsrat nicht erwünscht ist, lässt sich das auch anonym gestalten.

Ein gemeinsames Thema ist derzeit überall die Energieeffizienz und die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks. Wie entwickelt sich das in den Krankenhäusern?
Wir erleben tatsächlich ein Umdenken. Wie in jedem Unternehmen gibt es auch in Krankenhäusern zunehmend Vorgaben zur CO2-Einsparung und zur Energieeffizienz. Sehr stark gefragt sind hier Ladestationen für Elektro-Mobilität.

Martin Geiger ist „Head of Vertical Markets Healthcare, Life Science und Data Center” bei Siemens Österreich.

In Krankenhäusern kommen zunehmend Elektro-Transportsysteme zum Einsatz, während etwa gerade Ärzte vermehrt auf Elektroautos umsteigen und diese während der Schicht aufladen möchten. Auch hier bieten wir über die Plattform Lösungen für „intelligentes Charging“ an – beispielsweise kann die Ladeleistung auf jene Stationen konzentriert werden, auf denen die rasch benötigten Transportsysteme aufgeladen werden, während die Privatfahrzeuge mehr Zeit dafür haben und entsprechend weniger Ladeleistung benötigen.

Hat sich die Nachfrage nach Technologien und Dienstleistungen für die Krankenhäuser im heurigen Frühjahr durch die Corona-Pandemie verändert?
Grundsätzlich eigentlich nicht. Natürlich waren Technologien für Isolationsräume und Desinfektionsstationen neu und verstärkt gefragt, aber diese können wir über die Gebäudeleittechnik jetzt schon sehr rasch und einfach mit unseren bewährten Lösungen flexibel zum Einsatz bringen, bis hin zur Einzelraumsteuerung für jeden Raum und jede Station. Mit vernetzten Lösungen für „Smart Hospitals“ decken wir auch diese Anforderungen selbstverständlich ab.

Hat der Krankenhausmarkt in den letzten Monaten an Bedeutung gewonnen?
Generell denke ich, dass uns die Wichtigkeit eines funktionierenden Gesundheitswesens durch Corona noch viel bewusster geworden ist. Die aktuelle Diskussion darüber was wir brauchen und was nicht, wird die Nachfrage nach einzelnen Technologien verändern. Der Patient rückt generell mehr in den Mittelpunkt, auch der Trend zum „Smart Hospital“, zu effizienterem Management und zu optimierten Abläufen wird stärker werden.

Mit unserem Portfolio bieten wir viele Möglichkeiten, sowohl Patienten als auch Gesundheitspersonal und Krankenhausbetreibern das Leben zu erleichtern.

Weitere Informationen:
Intelligente Krankenhäuser

Siemens

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