Categories: Jaenner 2020

Die Blume vom Nordbahnhof

Der Nordbahnhof: Viele Jahre war er wohl einer der unbekanntesten Plätze der Stadt, und wahrscheinlich wussten auch nur die allerwenigsten Wiener, dass es neben dem West-, dem Süd- und dem Franz-Josefs-Bahnhof noch einen weiteren Bahnhof gibt. Tatsächlich war er auch nicht viel mehr als eine Industriebrache, die sich vom Praterstern Richtung 20. Bezirk zog, rechts von der Vorgartenstraße begrenzt und links von den Eisenbahnschienen vom Augarten und der Wiener Innenstadt getrennt.

Doch in den vergangenen Jahren hat die Gegend einen gewaltigen Boom erlebt: Zwei Unterführungen haben das Areal mit der Wiener Innenstadt verbunden, Bauprojekt um Bauprojekt entstand, mittlerweile leben hier 24.000 Menschen und es gibt 20.000 Arbeitsplätze. Das Grätzel wächst, und das liegt auch daran, dass mitten im Nordbahnviertel ein gewaltiger Bildungscampus entsteht – der Christine-Nöstlinger-Campus, benannt nach der 2018 verstorbenen berühmten Wiener Kinderbuchautorin. Der Komplex ist pädagogisch State-of-the-Art: Nach dem sogenannten Modell Campus+ gibt es Kindergarten, Volksschule und Neue Mittelschule an einem Fleck und Tür an Tür, Kinder werden also ganzheitlich von klein auf bis zur neunten Schulstufe betreut. Multifunktional, ganztägig, ganzjährig und auch inklusiv. Dass das Gebäude auch technisch so frisch ist wie das pädagogische Konzept, liegt an Siemens. Das Gebäude entsteht als umfangreiches Private-Public-Partnership-Projekt zwischen der Stadt Wien und der Projektgesellschaft mit Raiffeisen Leasing GmbH unter Federführung der Siemens Gebäudemanagement & -Services G.m.b.H. (SGS) und dem ARGE-Partner Bauunternehmung Granit G.m.b.H. Insgesamt 104 Millionen Euro werden investiert, der Komplex gehört zum groß angelegten Bildungseinrichtungen-Neubauprogramm 2012 bis 2023, in dem an insgesamt zehn Standorten in ganz Wien das Angebot an Kindergarten- und Pflichtschulplätzen massiv ausgebaut wird. Der Campus Nordbahnhof ist der größte davon. Die SGS errichtet das Haus schlüsselfertig und betreibt es 25 Jahre lang als Life-Cycle-Projekt.

Seit 2018 wird im Nordbahnviertel gebaut, im Mai 2020 soll das Gebäude fertiggestellt sein, damit es im August abgenommen werden kann. Einem Betrieb von Kindergarten, Schule und Musikschule ab Herbst 2020 steht dann also nichts mehr im Wege. Und zur Halbzeit des Baus lässt sich bereits sagen, dass hier wirklich ein aufsehenerregendes Gebäude entstehen wird.

Das hat sich übrigens auch schon herumgesprochen. Denn obwohl der Bildungsbau noch gar nicht eröffnet hat, ist der Andrang enorm. Immer mehr Eltern aus dem zweiten Bezirk und den angrenzenden Wiener Vierteln wollen hier im Christine-Nöstlinger-Campus ihre Kinder betreut haben. Und das mit gutem Grund: Der Campus wird ein ganz besonderes Schmuckstück werden. In handfesten Zahlen liest sich das so: Im Zuge der Rohbauphase wurden bisher für die Fundamentierungen und das Untergeschoß etwa 25.000 Kubikmeter Aushub bewegt, bis zur Fertigstellung des Rohbaus im April werden ungefähr 19.000 Kubikmeter Beton und 2000 Tonnen Stahl verarbeitet sein. 130.000 Kubikmeter und eine Bruttogeschoßfläche von 29.000 Quadratmeter umbauter Raum werden dann geschaffen sein. Seit Mitte September 2019 steht die äußere Stabfassade und seit dem Frühjahr läuft bereits der Innenausbau. Von SGS kommen außerdem die Heizung Klima, Lüftung, Sanitär und Elektrotechnik. Dazu die Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik, die Security und Brandmeldeanlagen. Und natürlich auch die Beschallungs- und die Uhrenanlage. Außerdem ist Siemens auch für die Zutrittskontrolle zum Schulkomplex verantwortlich.

Und was ist das Besondere an dem Campus? Auf dem zweieinhalb Hektar großen Komplex werden im Endausbau rund 1600 Kinder aller Altersgruppen betreut werden. Der Christine-Nöstlinger-Campus bekommt 16 Kindergartengruppen, 22 Volksschulklassen, 20 Neue-Mittelschule-Klassen und zwei Fachmittelschulklassen. Dazu kommen vier Klassen für Sonderpädagogik, Therapieräume und unterschiedlichste Kreativräume. Es gibt einen Küchenbereich, eine Bibliothek, eine Dreifachturnhalle, zwei Gymnastiksäle, eine Musikschule mit Bandproberäumen und Ensembleraum, einen Veranstaltungssaal, einen Hartplatz und eine Laufbahn.

Das klingt zunächst unübersichtlich und groß, was für Kinder die Orientierung erschweren könnte. Doch ein kluger, dreiarmig strukturierter Baukörper – die „Campus-Blume“ – soll das Areal trotz der Dimension für jeden überschaubar machen. In den drei Gebäudeflügeln, den „Blättern“, sind die Bildungsbereiche untergebracht, die durch die gemeinschaftlich genutzten Funktionen – den „Stamm“ – miteinander verwoben sind. Als wiederkehrendes Designelement finden wir das „Blatt“ des Generalplaners – Klammer*Zeleny Architekten – in verschiedenen Formen und Bereichen des Gebäudes wieder. So unter anderem in den Grifföffnungen der von SGS hergestellten Vielzahl an unterschiedlichsten Planungsmöbeln für alle Gebäudebereiche, den bunten Sitzmöbeln, im zentralen Tageslichtschacht, dem Anlaufschutz bei Verglasungen, der abgehängten Akustikdecke in den Speisebereichen oder auch im Querschnitt der Fassadenstäbe. Und zumindest bis 2045 wird sie dank Siemens erblühen.

Weitere Informationen:
Broschüre Siemens Gebäudemanagement & -Services G.m.b.H. (SGS)

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