Partner Info: Herr Huemer, die Stadt Salzburg wollte zu einem Zeitpunkt ein zentrales Energiemanagementsystem für ihre Gebäude installieren, als sich noch die wenigsten mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. Wie kam es dazu?
Franz Huemer: Es war ein politischer Auftrag aus dem Gemeinderat aus dem Jahr 1997. Von dort kam die Idee. Ich war damals noch Regeltechniker und bin mit der Aufgabe ins Magistrat geholt worden, ein solches System mit Partnern zu entwickeln. Energiemanagement für städtische Gebäude einzuführen war damals noch eine echte Challenge – das wusste jeder. Aber wir haben darin viel Potenzial gesehen. Wir wollten wissen, wann in unseren Gebäuden energietechnisch etwas aus dem Ruder läuft, wenn der Verbrauch unüblich ist. Aber bei 220 Gebäuden und über 1.000 Zählern wäre ohne Automatismus eine regelmäßige Kontrolle nicht möglich gewesen.
Das System, das es schließlich geworden ist, haben Sie gemeinsam mit Siemens entwickelt.
Stimmt, Siemens Building Technologies war Bestbieter der EU-weiten Ausschreibung und damit Partner der ersten Sekunde und ist es auch heute noch. Zu dieser Zeit hieß das Unternehmen aber noch Landis & Gyr. Es gab damals noch kein fertiges System, wir mussten uns gemeinsam an eine Lösung herantasten. Die Leute von Siemens Building Technologies haben die Fach-Jury mit ihren Konzepten davon überzeugt, dass sie das schaffen werden. 2000 haben wir dann begonnen, die Objekte aufzuschalten, und seit 2004 monitoren wir alle 220 städtischen Gebäude.
Das ist jetzt fast 15 Jahre her.
Ja, und trotzdem ist das System auch jetzt noch aktuell. Klar haben wir ein paar Updates gemacht. Außerdem können wir jetzt auch per Web zugreifen und nicht nur über den Server. Der Rest ist aber gleich geblieben.
Wie arbeitet es genau?
Aufs Einfachste heruntergebrochen: Unser System zeichnet alle 15 Minuten alle Zähler auf und bildet mit den Aufzeichnungen der Gebäude der vergangenen Jahre einen Korridor des Normalverbrauchs. Wenn sich da etwas raus bewegt, bekommt unser Mitarbeiter eine Meldung.
Und Sie können sofort Rückschlüsse ziehen, wo unter Umständen etwas nicht stimmt? Richtig, wir können unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zum Beispiel einem Schulhausmeister, Hinweise geben, dass bei ihm im Haus irgendetwas nicht passt. Und zwar gleich am nächsten Tag, so dass die Person sofort auf Fehlersuche gehen kann. Das funktioniert im Großen und im Kleinen. So haben wir zum Beispiel sogar ein rinnendes Pissoir in einer Schultoilette ausmachen können oder haben herausgefunden, dass im Sommer irrtümlich eine Dachrinnenheizung lief. Das hätte man sonst sicher lange nicht erkannt.
Wissen Sie, wie viel die Stadt dadurch einspart? Wir haben schon zu Beginn relativ rasch gesehen, dass die Verbräuche in unseren Gebäuden sukzessive zurückgegangen sind. Mit allen Folgekosten, die eingespart werden, spart Salzburg als Smart City jährlich 560.000 Euro und 2.300 Tonnen CO2. Und zwar auch deswegen, weil sich durch das System ein neues Bewusstsein entwickelt hat.
Was bedeutet das konkret? Die genaue Aufzeichnung hat bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dazu geführt, dass wir alle bewusster mit Energie umgehen. Jeder Einzelne weiß jetzt, dass er etwas bewirkt. Ein Schulhausmeister zum Beispiel, wenn er an einem schulautonomen Tag kurz in den Keller runtergeht und die Heizung abdreht. Das ist ja nicht programmiert. Das tut er jetzt aber gern – weil er sehen kann, dass es einen Unterschied macht.
Man kann immer noch etwas verbessern. Wenn Sie sich für die Zukunft etwas wünschen könnten, was wäre das?
Ich beschäftige mich mittlerweile intensiv mit den Smart City-Koordinationen der Stadt und merke, dass es wichtig ist, Zahlen zu finden, die alle verstehen. Also nicht nur die Techniker, sondern auch die Politiker und Auftraggeber. Sie denken nämlich in anderen Zahlen. Was ich mir wünschen würde beziehungsweise arbeiten wir bereits daran, ist eine CO2-Statistik, die auf der Absenkkurve des Pariser Klimaschutzabkommens liegt. Einen Graph hinzubekommen, auf dem man sieht, wo man steht. Und zwar heruntergebrochen auf meine Einheit – in dem Fall auf Salzburg. Da scheitern wir aber noch an der Aufteilung, weil noch nicht klar ist, wie man Industrie, Landwirtschaft, Verkehr, Gebäude und so weiter richtig einlaufen lässt.
Hintergrund
Die Stadt Salzburg setzt auf ein durchgängiges Lösungskonzept von Siemens. Angefangen bei den Energiezählern über die Sammlung und Weiterleitung der Daten bis hin zum Energiemanagementsystem “Navigator”.
“Das Beispiel der Stadt Salzburg zeigt, dass das Messen und Bewusstmachen und auch das automatisierte Auswerten von Energieverbräuchen nachhaltig Einsparungen bewirken. Man hat nicht nur weniger Energiekosten, sondern verbessert auch seinen ökologischen Fußabdruck”, so der Leiter Branch Salzburg von Siemens, Mike Pichler
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