Als Zwischenschritt bis zum Erreichen der Ziele des European Green Deals (EGD) hat sich die EU verpflichtet, ihre Emissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Ausstoß 1990 zu reduzieren. Dieses sogenannte „Fit for 55“-Gesetzespaket enthält detaillierte Vorgaben, um die Erreichung der EU-Klimaziele bis 2030 zu gewährleisten. Diese sind durchaus ambitioniert und dienen nicht zuletzt dazu, die klima- und energieorientierte Gebäudesanierung zu beschleunigen. Zusammengefasst werden sie unter anderem in der EPBD (Energy Performance of Buildings Directive) und der EED (Energy Efficiency Directive).
So enthält die EPBD unter anderem die Vorgabe, dass Gebäude mit einer Nennleistung für eine Heizungsanlage oder eine kombinierte Raumheizungs- und Lüftungsanlage von mehr als 290 kW eine kontinuierliche elektronische Überwachungsfunktion besitzen müssen, welche die Effizienz des Systems misst und den Eigentümer oder Verwalter des Gebäudes darüber informiert, wenn die Effizienz erheblich nachgelassen hat und eine Wartung des Systems erforderlich ist. Damit legt die EU einen klaren Fokus auf das Energiemanagement und fördert gemäß EED regelmäßige Energieaudits (bzw. gleichwertige Managementsysteme), die für große Unternehmen verbindlich sind und regelmäßig durchgeführt werden sollen.
Basis all dieser Betrachtungen ist ein Energiemonitoring. „Dabei wird der gesamte Energieverbrauch eines Gebäudes gemessen und einer Analyse unterzogen. Und zwar für jeden Energieträger, egal ob es sich um elektrischen Strom, Gas, Öl oder anderes handelt“, erklärt Experte Werner Kerschbaumer von Siemens Smart Infrastructure. „Nur so können wir die erforderlichen Daten gewinnen, um zu definieren, wo genau wie viel Energie verbraucht wird, wo Einsparpotenziale vorhanden sind und wo welche Investitionen erforderlich sind, diese Potenziale zu heben.“ Die Energiemanagement- Lösungen von Siemens gehen somit weit über die Nutzung eines Smart Meters hinaus, da dieser nur den elektrischen Strom umfasst und einzelne Verbraucher nur bedingt beurteilen kann.
Für das Energiemonitoring ist, über das gesamte Gebäude verteilt, eine große Anzahl von Messeinrichtungen erforderlich, doch – und das ist die gute Nachricht – in den meisten Verbrauchern bzw. regeltechnischen Einrichtungen sind diese ohnehin bereits vorhanden. Deren Daten lassen sich herstellerunabhängig verknüpfen und auswerten. Selbstverständlich werden bestehende Zähler in das System eingebunden bzw. an exakt definierten Stellen weitere Zähler angeordnet – Siemens-Expert:innen bauen so mit geringem Aufwand die perfekte Analyse- Hardware in das Gebäude ein. „Wir können in unser Energiemonitoring-Tool die Daten sämtlicher Hersteller übernehmen“, betont Kerschbaumer die Flexibilität des Systems. Ein großer Vorteil für den Kunden, da dem Weiterbetrieb bestehender Anlagen oder Komponenten so nichts im Wege steht. Außerdem kann das Energiemonitoring selbst dann erfolgen, wenn Zähler vorhanden sind, die sich nicht vernetzen lassen. In diesem Fall werden die Zählerstände manuell via Smartphone oder Tablet ins System übertragen. Je nach Anforderung des Kunden tritt Siemens als Gesamtlösungsanbieter auf und liefert neben der Hardware die Analyseplattform inklusive der Auswertetools.
Auf Grundlage der gewonnenen Daten analysieren unsere Expert:innen die Ergebnisse und verknüpfen diese mit Vorschlägen, wie der Energieverbrauch optimiert werden kann.
Werner Kerschbaumer, Siemens Smart Infrastructure
„Auf Grundlage der gewonnenen Daten analysieren unsere Expert:innen die Ergebnisse und verknüpfen diese mit Vorschlägen, wie der Energieverbrauch optimiert werden kann“, so Kerschbaumer. Der Nutzen fürs Klima steht außer Frage, doch auch das finanzielle Einsparpotenzial für den Gebäudebetreibenden ist hoch. Siemens unterstützt hier maßgeblich, wenn es darum geht, auf Basis des Energiemonitorings definierte Maßnahmen in die Realität umzusetzen, und agiert auch hier als Generalunternehmer, der sämtliche technischen und wirtschaftlichen Bereiche von Gebäuden abdeckt. Dazu zählen Finanzierungsmodelle ebenso wie das Wissen um verfügbare Förderungen auf nationaler und EU-Ebene. Übrigens: Es gibt insbesondere für KMU auch Förderungen für die Einführung von Energiemanagementsystemen.
„Während in anderen EU-Ländern vor allem im öffentlichen Sektor bereits weitreichende Anstrengungen unternommen wurden, besteht in Österreich durchaus Aufholbedarf“, so die Analyse Kerschbaumers. Eine Vorreiterrolle hat zum Beispiel das Land Niederösterreich eingenommen, welches sämtliche Gebäude im Eigentum des Landes mit einem Energiemonitoring-System von Siemens ausstatten will. Im Rahmen der sogenannten „Energiebuchhaltung“ wird der Energieverbrauch jedes Gebäudes anhand von nutzerspezifischen Energiekennzahlen monatlich bewertet und verglichen, was einen guten Überblick über den Energie und Ressourcenverbrauch ermöglicht. Veränderungen des Gebäudezustandes oder der Haustechnik treten frühzeitig zutage. So lassen sich beispielweise defekte Regelungen von Heizkesseln, Heizkreisen, Lüftungs- und Klimaanlagen, Beleuchtungssystemen etc. sowie Änderungen der Gebäudedämmung, ausgelöst etwa durch Nässe, frühzeitig erkennen. Zudem liefert die Vergleichbarkeit von Gebäuden gleichen Typs bzw. ähnlicher Nutzung Hinweise auf eventuelle Mängel und kann so als Entscheidungsgrundlage für Sanierungen dienen.
„Das Beispiel Land Niederösterreich macht besonders deutlich, dass das Energiemonitoring keine punktuelle, zeitlich begrenzte Maßnahme ist. Im Gegenteil: Langfristig betrieben, treten erst die wirklichen Vorteile hervor. „Die Erfahrung zeigt, dass sich zum Beispiel auf Grund von Änderungen im Nutzerverhalten bzw. der Teilerneuerung oder Alterung von Anlagen immer wieder neue Einsparpotenziale ergeben, die rasch erkannt werden“, hebt Werner Kerschbaumer hervor. „Nicht zuletzt schafft die hohe Transparenz ein Bewusstsein für den Verbrauch von Energie und fördert den sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen.”
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