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Novelle mit vielen Neuigkeiten

Die Novelle der Energieeffizienzrichtlinie (EED III) wurde am 20. September 2023 im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht und trat am 10. Oktober 2023 in Kraft – die EU-Mitgliedsstaaten haben von diesem Tag an 24 Monate Zeit, diese in nationales Recht zu überführen, um Strafzahlungen zu vermeiden. Sie beinhaltet eine Erhöhung des Effizienzzieles um 11,7 % – die Einsparziele werden bis 2030 schrittweise angehoben. Die EED-Novelle ist ein zentraler energiepolitischer Baustein des „Fit-for-55“-Pakets: Mit diesem Paket schafft die EU die Voraussetzungen dafür, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % zu senken. „Neben der Reduktion des Energieverbrauchs ist die Verpflichtung zur Implementierung von Energiemanagementsystemen bzw. Energieaudits in Zukunft nicht mehr von der Unternehmensgröße abhängig, sondern vom Energieverbrauch“, erklärt Siemens-Experte Werner Kerschbaumer. Ab einem Energieverbrauch von 85 TJ (= 23,6 GWh) ist verpflichtend ein Energiemanagementsystem einzuführen, ab 10 TJ (= 2,78 GWh) sind zumindest Energieaudits vorgesehen – die bisherigen Umsatz- bzw. Mitarbeitendengrenzen sind nicht mehr relevant. „Die EED III betrifft Unternehmen sämtlicher Branchen“, so Kerschbaumer. Während sich die in definierten Intervallen durchgeführten Energieaudits vornehmlich für kleinere Unternehmen mit geringerem Energieverbrauch eignen, stellt die Einführung eines Energiemanagementsystems für große Energieverbraucher eine günstige Lösung dar. Kerschbaumer: „Ein Energiemanagementsystem lohnt sich in jedem Fall – unabhängig von der EED. Denn es schafft Transparenz, wo und wann Energie verbraucht wird. Dadurch ist ein Eingreifen bzw. die Definition von sinnvollen Energieeffizienzmaßnahmen einfach möglich.“

Rasche Amortisierung

Siemens unterstützt seine Kunden ganzheitlich und übergreifend bei der geforderten Definition und Umsetzung von Energiesparmaßnahmen. „Die Investition in einen geringeren Energieverbrauch amortisiert sich auf Grund der hohen Energiepreise rasch“, so Kerschbaumer. „Basierend auf einer umfassenden Analyse bewerten unsere Experten den Ist-Zustand und zeigen dem Kunden individuelle Lösungsansätze mit einem realistischen Zeitplan für die Umsetzung auf. Zudem errechnen wir vorab, wieviel Energie sich mit den gesetzten Maßnahmen einsparen lässt und wie sich dies auf die Amortisationszeit auswirkt.“ Siemens versteht sich letztlich als Generalunternehmer – als Lösungspartner, der sämtliche technischen und wirtschaftlichen Bereiche von Gebäuden abdeckt. Dazu zählen Finanzierungsmodelle ebenso wie das Wissen um verfügbare Förderungen auf nationaler und EU-Ebene. Da das Technologieunternehmen über Energiesysteme, Gebäude und Industrien hinweg über breites Experten-Know-how verfügt und global hervorragend aufgestellt ist, können diese Services umfassend und international angeboten werden.

Die größten Hebel zur Steigerung der Energieeffizienz sind die Kühlung und Nutzung von Abwärme

Öffentlicher Sektor wird integriert

Aus den neuen Vorschriften ergibt sich eine spezifische Verpflichtung des öffentlichen Sektors, den jährlichen Energieverbrauch um 1,9 % zu senken, wobei lediglich der öffentliche Verkehr und die Streitkräfte ausgenommen werden können. Darüber hinaus sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, jedes Jahr mindestens 3 % der Gesamtfläche aller Gebäude, die sich im Eigentum öffentlicher Einrichtungen befinden, zu renovieren. Werner Kerschbaumer: „Das bedeutet, dass die EED III nicht nur den Bund, sondern auch Länder und Gemeinden umfasst. Zudem ist wirklich jedes von der Öffentlichen Hand betriebene Gebäude – vom Rathaus über Krankenanstalten bis zu Kindergärten – betroffen.“ Während der Bund hier in einigen Bereichen bereits eine Vorreiterrolle übernommen hat, ist auf anderen Ebenen zum Teil durchaus Nachholbedarf gegeben. Die Verpflichtung in der Novelle der EED setzt hier an.

Neues für Data Center

Explizit hervorgehoben sind in der Neufassung der Energieeffizienzrichtlinie Data Center mit einem Leistungsbedarf der installierten Informationstechnologie von mindestens 500 kW. „Da dieser Markt ständig und rasch wächst, ist in den letzten Jahren auch die IT-Leistung und damit der Energieverbrauch deutlich gewachsen“, erklärt Werner Kerschbaumer. Im Jahr 2018 belief sich der Energieverbrauch aller Rechenzentren in der EU auf 76,8 TWh.

Er dürfte bis 2030 auf 98,5 TWh steigen, was einem Anstieg um 28 % entspricht. Die Aufnahme von Data Centern in die EED III – verbunden mit den enthaltenen Energieeffizienzzielen auf dem Weg zur Klimaneutralität – ist die logische Folge. Es wird Mindestanforderungen an die Überwachung und Veröffentlichung der Energieeffizienz von Rechenzentren geben. D.h. es müssen für jedes Rechenzentrum Daten wie Fläche, Datenverkehr, Energie- und Wasserverbrauch, Abwärmenutzung, etc. veröffentlicht werden. Die größten Hebel zur Steigerung der Energieeffizienz in Data Centern sind die Kühlung und die Nutzung von Abwärme. Sobald ein Data Center mit einer Gesamtnennleistung von mehr als 1 MW neu geplant oder grundlegend saniert wird, muss eine Kosten- Nutzen-Analyse auf Anlagenebene gemäß den in der Richtlinie genannten Mindestanforderungen durchgeführt werden, um die wirtschaftliche Durchführbarkeit von Energieeffizienzmaßnahmen der Wärme- und Kälteversorgung zu bewerten. Diese Analyse schließt neben der technischen Machbarkeit, der Kosteneffizienz und den Auswirkungen auf die Energieeffizienz und den lokalen Wärmebedarf auch saisonale Schwankungen, die Abwärmenutzung zur Deckung eines wirtschaftlich begründeten Bedarfs und den Anschluss der Anlage an ein Fernwärmenetz, Fernkältesystems oder Ähnliches mit ein. Gut, dass Siemens für Data Center bereits branchenspezifische Lösungen anbietet, etwa die White Space Cooling Optimization (WSCO), die dank künstlicher Intelligenz für eine außerordentlich effektive Temperaturregelung und Kaltluftverteilung sorgt. Die WSCO unterstützt EED-Energieaudits durch die Bereitstellung von Echtzeitdaten sowie historischen Betriebsdaten der Temperaturverteilung in einem Data Center und ermöglicht es den Nutzern eines Audits, die Leistungsfähigkeit und Effektivität der Kühlung zu erheben und zuverlässig die wichtigsten Möglichkeiten zur Verbesserung zu identifizieren.

Weitere Informationen finden Sie hier.

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