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Mehr Transparenz – mehr Effizienz

Gebäude haben einen enormen Anteil am gesamten Energieverbrauch. Das Ziel der Europäischen Union, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, geht daher einher mit einer massiven Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden. Durch diese Maßnahmen würden die Emissionen gesenkt, die Energiearmut bekämpft, die Anfälligkeit der Menschen gegenüber steigenden Energiepreisen verringert sowie die wirtschaftliche Erholung und die Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützt.

Um diese Ziele schneller zu erreichen, ist in wenigen Monaten eine Verschärfung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) zu erwarten: Beispielsweise wird das Limit, dass für Gebäude mit eine Gesamtleistung größer 290 kW eine entsprechende Gebäudeautomatisation verpflichtend ist, auf 70 kW reduziert.

Damit wird der bestehende Rechtsrahmen auf eine Vielzahl weiterer Gebäude erweitert, um den ehrgeizigen Zielen und dringenden Erfordernissen in den Bereichen Klimaschutz und Soziales zu entsprechen. Unter vielen anderen Maßnahmen nimmt die Verschärfung der EPBD Einfluss auf die Gebäudeautomation sowie das CO2-Monitoring, außerdem werden die Mindeststandards hinsichtlich des Energieverbrauchs angehoben. Die Expert:innen Nicole Victoria Graf und Werner Kerschbaumer von Siemens Smart Infrastructure informieren zum Thema.

Welche Auswirkung hat die Verschärfung der EPBD auf die Gebäudeautomation?

Kerschbaumer: Schon jetzt müssen Gebäude mit einer Gesamtleistung von über 290 kW ein Automationssystem haben, welches neben der optimalen Steuerung des Gebäudes verschiedene Monitoringaufgaben übernimmt und Benchmarks ermöglichen muss – nicht zuletzt im Sinne einer Vergleichbarkeit mit anderen Gebäuden. In naher Zukunft gilt dies für Gebäude ab 70 kW.
Graf: Das bedeutet, dass etwa Energieeffizienzdaten verbindlich auch für weniger leistungsstarke Gebäude vorliegen müssen. Die Erweiterung dieser Richtlinie hat für Gebäudebetreiber den Vorteil, dass das Automationssystem Energieverluste erkennt und die Möglichkeit geschaffen wird, diese zu beseitigen und so die Effizienz zu heben. Die kontinuierliche Überwachung der Energieverbräuche macht das möglich.

Wie kann Siemens bei der Implementierung einer EPBD-konformen Gebäudeautomation unterstützen?

Graf: Unsere Lösungen zeigen ihre Stärke insbesondere bei den Digital Services: Diese zielen darauf ab, Energieverbräuche kontinuierlich zu messen und zu analysieren. In Zuge dessen sind laufend Vergleiche – zum Beispiel wöchentlich – möglich und wenn nötig lassen sich rasch Maßnahmen ergreifen. Im Rahmen der EPBD erforderliche Energieeffizienznachweise liefern unsere Automationslösungen ebenfalls.

Wie erkennt das Automationssystem, wo und warum Energie verloren geht?

Kerschbaumer: Die Daten aus der Gebäudeautomation werden kontinuierlich automatisiert ausgewertet. Intelligente Algorithmen erkennen, warum sich die Situation geändert hat. Basierend auf dieser Analyse bieten wir die entsprechenden Hebel an, um die Energieeffizienz wieder auf das Optimum zu heben. So können wir Fehler lokalisieren, Defizite erkennen und im Anschluss deren Beseitigung umsetzen. Ein aktuelles Bespiel dafür ist das Krankenhaus Dornbirn, wo wir eine derartige Gebäudeautomation erfolgreich in Betrieb genommen haben – mit allen Vorteilen im Hinblick auf die Energieeffizienz.

Welche Neuerungen sind in der EPBD hinsichtlich des CO2-Monitorings zu erwarten?

Graf: Die EPBD schreibt verbindlich vor, die CO2-Daten für neu errichtete und renovierte Gebäude zu berechnen und offenzulegen. Auch das gilt in Zukunft bereits für Gebäude mit einer Nennanschlussleistung ab 70 kW. Zudem wird ab 2027 die Offenlegung der CO2- Daten verpflichtend für Gebäude ab 2.000 m2 Nutzfläche. Weiters ist eine Lebensdauer-CO2-Bilanz für Gebäude zu erstellen, in der die CO2-Emissionen während des Gebäudebetriebes kalkuliert werden. Um diesen Vorgaben zu entsprechen, ist ein aktives CO2-Monitoring erforderlich. Unsere Automationssysteme und unsere Digital Services bieten alle Voraussetzungen, diese Daten auszulesen und zu dokumentieren.
Kerschbaumer: Die CO2-Datenoffenlegung wird übrigens ab 2030 für alle neuen bzw. renovierten Gebäude verpflichtend sein – unabhängig von ihrer Größe.

Welche Maßnahmen erwarten Sie in Bezug auf die Energieeffizienz von Gebäuden?

Kerschbaumer: Die aktuelle Einteilung von Gebäuden erfolgt in Energieeffizienzklassen von A+, das sind Passivhäuser, bis G, also unsanierte Häuser. Zukünftig ist zu erwarten, dass die letztgenannte Effizienzklasse entfällt. Wir rechnen mit dieser Verschärfung, da die EU erreichen will, dass die hinsichtlich ihrer Energieeffizienz schlechtesten Gebäude nicht mehr verkauft werden dürfen bzw. können.
Graf: Dieser Ausblick bedeutet, dass Gebäude mit den schlechtesten Energiedaten bis 2027 renoviert werden müssen, um mindestens in die Klasse F zu kommen. Das sind rund 15 Prozent des gesamten Gebäudebestandes in der EU.

Das bedeutet letztendlich die Anhebung des Mindeststandards.

Kerschbaumer: Ja, aber nicht nur das. Für viele Betreiber, ausdrücklich nicht nur jene von Gebäuden der Klasse G, heißt das, dass sie sich schon heute Gedanken darüber machen müssen, wie sie in naher Zukunft die Energieeffizienz ihres Gebäudes anheben. Das Ziel ist die Klimaneutralität bis 2050, also das Erreichen der obersten beiden Energieeffizienzklassen für alle Gebäude. Expert:innen von Siemens unterstützen Gebäudeeigentümer dabei, zu definieren, was mit welcher Priorität umzusetzen ist, um diese Ziele zu erreichen. Dabei sind wir im Sinne eines Generalunternehmers Partner bei der Renovierung der kompletten Gebäudetechnik und zeigen maßgeschneiderte und kundenspezifische Lösungsansätze mit einem realistischen Zeitplan auf. Unsere Umsetzungsstärke zeigt das bereits genannte Beispiel Krankenhaus Dornbirn: Im Zuge der von Siemens ausgeführten Modernisierung der Gebäudetechnik konnte die Energieeffizienz deutlich verbessert und damit der CO2 -Ausstoß reduziert werden. Ein effizienter Betrieb ist so langfristig gesichert.

Mehr Informationen:

Nachhaltigkeit für Gebäude

Siemens

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