Abends standen das Musical „Kick it like Beckham“, der Shakespeare-Klassiker „Viel Lärm um nichts“ und die Neudichtung „Döner zweier Herren“ auf dem Programm. Untertags wurde am Salzburger Landestheater im vergangenen Jahr nicht nur hinter den Kulissen gearbeitet, sondern, ganz wortwörtlich, auch darunter und darüber und um sie herum. Das Salzburger Landestheater genießt auch als Spielstätte der Salzburger Festspiele einen Ruf, der weit über das Land Salzburg hinausgeht. Es steht unter Denkmalschutz, aber natürlich muss seine technische Ausstattung immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Das gilt für alles, was das große Schauspiel auf der Bühne betrifft, genauso wie für die Sicherheitsmaßnahmen. Bei ausverkauften Vorstellungen befinden sich schließlich allein im Zuschauerraum 707 Personen. Bei der jüngsten Erneuerung seiner Evakuierungsanlage und seiner Inspizientenanlage vertraute das Salzburger Landestheater schließlich auf die Expertise von Siemens. Selbst Menschen, die gerne und oft ins Theater gehen, sind diese beiden Anlagen nicht unbedingt ein Begriff. Sie zählen zu den vielen Dingen, die dort, wo das Schauspiel im Rampenlicht steht, nahezu unsichtbar bleiben. Dabei sind sie unerlässlich: Die Inspizientenanlage ist so etwas wie die Kommandozentrale des Theaters. Der Inspizient steuert die Kommunikation mit den Ton- und Lichttechnikern, er gibt den Schauspielern in den Garderoben Bescheid, wann es für sie los auf die Bühne geht, und über diese Anlage wird auch das Publikum dazu aufgefordert, rechtzeitig das Handy abzudrehen. Die Evakuierungsanlage wiederum greift auch auf die Lautsprecher zurück, allerdings nur für den Fall eines Alarms, wie etwa dann, wenn Feuer gemeldet wird. 2017 hat das Salzburger Landestheater beschlossen, die gekoppelten Anlagen auszutauschen, nachdem diese fast 22 Jahre und ebenso viele Spielsaisonen für das Theater und die dazugehörenden Kammerspiele in Betrieb waren.
Für die Gebäudetechnikexperten lag die Herausforderung darin, im Zeitraum von Juni 2017 bis Juli 2018 jeweils in wenigen konzentrierten Wochen das alte System mit einem gänzlich neuen zu ersetzen. Und zwar de facto so, dass allabendlich auf den beiden Bühnen des Theaters weiter gespielt und im Publikumsraum weiter vollbesetzt gejubelt werden konnte.
Zunächst wurde dabei der sogenannte Feuerwehrangriff auf Stand gebracht, wo zentrale Elemente des Brandschutzes zusammenlaufen. Ergänzend dazu wurden die Verteiler für das Elektroakustische Notfallsystem (ENS) mit den Anlagenbaugruppen aufgestellt. Im Herbst 2017 wurden dann Lautsprecher verkabelt und nachgerüstet, die neue ENS-Anlage wurde programmiert und mit den Brandschutzanlagen- und Telefonschnittstellen neu aufgesetzt und in Betrieb genommen. Im Alarmfall würden nun die einzelnen Brandmeldertexte automatisch auch an die Handys der Feuerwehr weitergeleitet. Im zweiten Schritt wurde im Juni 2018 die alte Inspizientenanlage durch eine neue ersetzt, die Steuerung des Pults in der Unterbühne eingebunden, die Lautsprecherkreise wurden übersiedelt und an das gesamte System angedockt und auch die Lautsprecher in den Hauptbereichen des Theaters montiert und neu verkabelt. Bis Juni 2018 liefen beide Systeme noch parallel, seither ist der Übergang zum neuen System über eine Simatic-S7-400-Anlage geschafft.
Bis zu 64 digitale Audiokanäle können hier in Studioqualität gesteuert werden, bis zu 4000 Geräte können gleichzeitig in diesem Audionetzwerk zusammenarbeiten. Mit der neuen Anlage werden also sowohl die Publikumsräume beschallt und der Theaterbetrieb abgewickelt als auch bei einem Notfall die dafür nötigen akustischen Signale übermittelt.
Sie kann dabei auch unterscheiden, ob es sich um ein wichtiges Alarmsignal handelt oder um Hintergrundbeschallung, die für ein Theater auch von Bedeutung ist. „Die neue Anlage bringt nicht nur einen technischen Fortschritt, sondern erleichtert das Leben des Kunden und der für Sicherheit zuständigen Behörden“, sagt Alexander Kerschbaumer, der das Projekt für Siemens Gebäudetechnik leitete, „die Steuerung funktioniert schneller und einfacher.“ Im Notfall können die Inspizienten nun sogar mit den Einsatzkräften direkt in Kontakt treten, umgekehrt kann aber auch die Behörde direkt über die Lautsprecheranlage die Evakuierung anordnen oder aber, was fast genauso wichtig ist, für Beruhigung oder gleich Entwarnung sorgen.
Gerade bei einem Theater, das fast das gesamte Jahr im Spielbetrieb ist, kann der Austausch eines technischen Kernelements zu Notsituationen führen. Was, wenn der Ton ausfällt? Wenn die Lautsprecher nicht funktionieren, die Schauspieler den Einsatz verpassen oder auf der finsteren Bühne stehen, weil der Lichttechniker nicht Bescheid bekommen hat? Umso wichtiger waren auch bei diesem Projekt die Planung und die zeitgenaue Durchführung. „Gerade bei den Planungsarbeiten war ich froh über die unbürokratische Art und die freundliche, kompetente und sachkundige Unterstützung der Theatermitarbeiter“, sagt Alexander Kerschbaumer. Die perfekte Planung war schlussendlich mit ein Grund dafür, dass das Projekt so gut über die sprichwörtliche Bühne ging. Und die tatsächlichen Bühnen nun wieder ganz dem Theater überlassen sind.
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Salzburger Landestheater
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