Herr Karlsböck: Welche Themen sind es, die Industriebetriebe in Sachen Sicherheit aktuell bewegen?
Jürgen Karlsböck: Die Themen sind vielfältig. Ein Schwerpunkt in der produzierenden Industrie ist naturgemäß die Arbeitssicherheit, also zum Beispiel der sichere Umgang mit Maschinen, Werkzeugen, Roh- und Gefahrstoffen, im Englischen treffender Safety genannt. Dazu kommt das Thema Security – der Schutz vor Diebstahl, organisierter Kriminalität, Spionage, Sabotage usw. Mit dem Ziel, die Workflows bei Safety & Security zu digitalisieren, um eine möglichst hohe Durchgängigkeit bei den Unternehmensprozessen zu erreichen, zählt das Thema Cybersecurity als wesentliche Herausforderung dazu.
Welcher Bereich ist außerdem noch relevant?
Jürgen Karlsböck: Ein weiterer Bereich ist z.B. das Yard Management. Im Groben betrachtet es den LKW-Verkehr vom Einfahren ins Werksgelände bis zum Ausfahren mit all seinen Zwischenschritten wie beispielsweise Verwiegen, Entsiegeln/Versiegeln, Beladen/ Entladen und Ladegutsicherung. Auch hier müssen die Bereiche Safety und Security miteinbezogen werden.
Worin liegen die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben?
Jürgen Karlsböck: Unternehmer beziehungsweise Geschäftsführende sind nicht nur für die Sicherheit der eigenen Mitarbeitenden verantwortlich, sondern auch für jene von Leasing- und Fremdfirmen, Frächtern oder Gästen, sobald sie sich am Werksgelände aufhalten. Ein Beispiel: Nimmt ein LKWFahrer in den Sommerferien seine minderjährige Tochter am Beifahrersitz mit auf ein Firmengelände und diese kommt dort zu Schaden, können sich rasch sehr unangenehme Fragen in Richtung des Industrieunternehmens ergeben, auch Haftungsfragen. Hier könnte eine elektronische Sicherheitsunterweisung in entsprechend unterschiedlichen Sprachvarianten mit abschließender Überprüfung durch Verständnisfragen und einer direkten Kopplung an die Zufahrtskontrollanlage die Rechtssicherheit erhöhen.
Die gesetzlichen Vorgaben beziehungsweise Rahmenbedingungen werden zudem schärfer.
Jürgen Karlsböck: Richtig. Und die Herausforderung ist die Erfüllung und das ständige Nachschärfen auf Änderung: Dies zu überblicken und in der gesamten Breite kontinuierlich in einem Industriebetrieb umzusetzen, ist nicht trivial. Es gibt neben den gültigen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die einzuhalten sind, noch eine Vielzahl von branchenüblichen Standards und Zertifizierungen, deren durchgängige Erfüllung durchaus eine Mammutaufgabe ist. Wir als Unternehmen sind selbst diesem Spannungsfeld ausgesetzt, verstehen die Problemstellungen unserer Kunden sehr gut und begegnen ihnen auf Augenhöhe.
Wie meistert man diese Herausforderungen?
Jürgen Karlsböck: Unsere Erfahrung ist, dass es sich für Industriebetriebe rechnet, beim Thema Sicherheit strategische Partnerschaften einzugehen, beispielsweise mit Siemens: Wir sind in der Lage, für verschiedenste Anforderungen die entsprechenden Systeme und Anlage zu liefern, sie zu vernetzen und zu servicieren. Wir planen und liefern auf Wunsch auch die IT-Infrastruktur, Server, Firewalls, Switches und Backup-Systeme und kümmern uns um das Thema Cybersecurity. Unser Ziel ist es, auch Bestandsanlagen, unabhängig vom Hersteller, in die Gesamtlösung einzubinden. Wir haben hier entsprechende Teams mit den erforderlichen Kompetenzen, um die Lösungen exakt an die Bedürfnisse des Kunden anzupassen.
Mit der reinen Implementierung dieser Systeme ist es aber nicht getan, oder?
Jürgen Karlsböck: Genau das ist der Punkt! Kaufen Betriebe verschiedene Systeme unterschiedlicher Hersteller und vernetzen diese, funktioniert das am Anfang bestimmt gut. Wie sieht es aber nach einigen Jahren aus, wenn sich die Technologien der einzelnen Hersteller in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Richtungen weiterentwickeln und auseinanderlaufen? Wenn man sich dabei auch noch um die komplette Cybersecurity kümmern muss, dann wird das Betreiben dieser komplexen, vernetzten Systeme für den Industriebetrieb zu einer echten Herausforderung – auch finanziell. Siemens hat sich dank seiner tiefen Verankerung in der Industriebranche einen reichen Erfahrungsschatz aufgebaut, den wir unseren Kunden bei der Lösung ihrer Probleme zur Verfügung stellen.
Wie kann Siemens hier unterstützen?
Jürgen Karlsböck: Entscheidend ist: Wir haben das große Ganze im Blick. Denn wie gesagt, wird zum einen die Technik der Anlagen immer komplexer, zum anderen werden die Rahmenbedingungen für Industriebetriebe immer anspruchsvoller. Holt ein Industrieunternehmen Siemens als strategischen Technologiepartner für das Thema Sicherheit mit an Bord, nehmen wir ihm viele Aufgaben ab und stellen so bei technischen Sicherheitsthemen größtmögliche Rechtssicherheit her. Innerhalb des Betriebs, aber auch außerhalb der Unternehmensgrenzen, wenn es zum Beispiel Cybersecurity über die gesamte Lieferkette hinweg betrifft.
Gibt es typische Hürden, die auf dem Weg zum großen Ganzen lauern?
Jürgen Karlsböck: Oft gibt es in einem Betrieb mehrere handelnde Personen, die alle die maximale Sicherheit für das Unternehmen erreichen möchten, jedoch in Bezug auf ihre Abteilung oder ihren Arbeitsbereich unterschiedliche Vorstellungen haben und danach die Prioritäten setzen. Wir sehen es als unsere Stärke, diese Sichtweisen zu einem „Big Picture“ zusammenzuführen und Insellösungen zu vermeiden. Diese sind eventuell kurzfristig nützlich, langfristig aber teuer. Uns ist klar: Wir können nicht von null auf hundert eine komplexe Gesamtlösung implementieren. Wir gehen Schritt für Schritt vor – mit dem Unterschied, dass wir das große Ganze stets im Blick haben und darauf hinarbeiten. Diesen Weg gehen wir gemeinsam mit unseren Kunden.
Ist es richtig, dass dabei die Digitalisierung eine große Rolle spielt?
Jürgen Karlsböck: Absolut, denn wir sehen in der Digitalisierung der Sicherheitsprozesse den Hebel zum Erfolg. Digitalisierung ermöglicht es uns, die Wirtschaftlichkeit der umgesetzten Maßnahmen zu analysieren oder Migrationskonzepte, etwa bei Abkündigung einer eingesetzten Soft- oder Hardware, umzusetzen. Ein anderes Beispiel sind elektronische Sicherheitsunterweisungen samt anschließender Befragung für Lkw-Fahrer, um bei unserem genannten Fall zu bleiben. Diese Vorgehensweise versetzt Unternehmer in die Lage, Rechtssicherheit herzustellen. Vor allem dank der Transparenz und der Möglichkeit, den Prozess vollumfänglich zu dokumentieren. Eine Unterschrift auf einem Blatt Papier genügt nicht immer, da sich so das Verständnis der sicherheitsrelevanten Informationen nicht ausreichend dokumentieren lässt.
Wie kann Siemens gewährleisten, dass alles dauerhaft funktioniert?
Jürgen Karlsböck: Wir betreiben ein digitales Servicecenter, das DSC: Hier schalten wir die Anlagen unserer Kunden auf, überblicken sie und haben die Möglichkeit, im Bedarfsfall einzugreifen. Egal ob es darum geht, Anlagen zu entstören, Fehler einzugrenzen, Softwaredienste neu zu starten oder dem Bedienpersonal aus der Ferne weiterzuhelfen. Damit können wir unseren Kunden rasch und effizient helfen und längere Ausfallszeiten vermeiden. Unsere Remote-Serviceleistungen werden laufend weiterentwickelt, sowohl die Softwareupdates als auch Aktualisierungen von Verschlüsselungszertifikaten – natürlich alles über eine gesicherte VPN-Verbindung.
Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang das Thema Nachhaltigkeit?
Jürgen Karlsböck: Für Industriebetriebe ist das eigene sichere und nachhaltige Agieren ebenso wichtig wie das der Zulieferer und der strategischen Partner. Siemens ist selbst um Sicherheit und Nachhaltigkeit sehr bemüht und zeigt durch internationale Zertifizierungen, regelmäßige Auditierung und positive Ratings den hohen Stellenwert dieser Thematik. Salopp ausgedrückt: Entscheidet man sich für Siemens, hat man Sicherheit & Nachhaltigkeit in der Supply Chain mit dabei.
Die Energie AG Umwelt Service GmbH ist spezialisiert auf Abfallentsorgung, Wiederverwertung und Ressourcenschonung. Und weil…
Realisiert werden soll das durch die Partnerschaft von Siemens Österreich und der OMV AG. In…
Die neue Einseilumlaufbahn mit Kabinen für jeweils zehn Personen (10 EUB) ersetzt die seit 1988…
In einem Joint Venture mit ARA, Bernegger GmbH und Der Grüne Punkt Holding sortiert die…
Bei Egger dreht sich alles um Holz: Der österreichische Familienbetrieb mit 22 Standorten in 11…
Aus Wien in die Welt Exzellente Leistung bei den WorldSkills 2024 Bei den WorldSkills 2024…