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Zwischen Gipfeln und Kachelofen

An Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen mangelt es der Gemeinde Golling in Salzburg wahrlich nicht: Da wären die Burg Golling, der Naturpark Egelsee, die Wallfahrtskirche St. Nikolaus, der Wasserfall oder das nahe Tennengebirge. Im Haus „Hoamat Achfeld“ sind leider nicht mehr alle Bewohnerinnen und Bewohner gut zu Fuß. Umso wichtiger sind die gute Aussicht und die zentrale Lage. Im Auftrag der Marktgemeinde Golling hat die Salzburg Wohnbau auf 3.482m² einen modernen Gebäudekomplex in Mischnutzung errichtet, der im September 2020 eröffnet wurde. Im Erdgeschoß ist ein Lebensmittelmarkt untergebracht, auf den zwei Etagen darüber wurden insgesamt vier Senioren-Wohngemeinschaften für je 12 Personen integriert und im obersten Geschoß befinden sich acht Eigentumswohnungen. Neben dem Land Salzburg haben sich auch die Gemeinden Scheffau und St. Koloman an dem Infrastrukturprojekt beteiligt, das rund 8 Millionen Euro gekostet hat.

Die Herausforderung in einem Seniorenwohnheim liegt im Zusammenspiel von Wohlbefinden und Energieeffizienz

Johann Siller, Projektleiter, Siemens Österreich

Behaglichkeit & Betriebskosten im Blick
Doch auch wenn die Gipfel schneebedeckt sind, bleibt es in der Senioren-WG wohlig warm. Für die richtige Balance zwischen Behaglichkeit und Betriebskosten war ab der Planung
Johann Siller, Projektleiter bei Siemens für den Bereich Mess-, Steuer- und Regeltechnik (MSR) zuständig. Es galt, die vorgegebenen Investitionskosten für Heizung und Lüftungsanlagen
einzuhalten und die Konzepte in Absprache mit den anderen Gewerken umzusetzen. „Die Herausforderung in einem Seniorenwohnheim liegt im Zusammenspiel von Wohlbefinden
und Energieeffizienz. Betagte Menschen brauchen im Schnitt eine höhere Raumtemperatur. Dennoch muss die Energierechnung für die Gemeinden bezahlbar bleiben“, erklärt Siller. Da
in dem Objekt auch ein Supermarkt und Eigentumswohnungen untergebracht sind, müssen die Energie- und Lüftungskreisläufe für die separate Abrechnung sorgfältig getrennt werden.
Ein Mischnutzungs-Projekt dieser Art auszustatten war auch für Johann Siller eine Premiere.
Die vier Senioren-Wohngemeinschaften sind in der Steuerungstechnik ebenfalls voneinander getrennt, sodass nicht in allen vier Einheiten die Lüftung laufen muss, obwohl gerade nur in einer gekocht wird. Das spart Energie. Die Fernwärme des örtlichen Netzbetreibers läuft in eine Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung. Diese Flächenheizung deckt die Grundwärme ab. Jede WG hat zudem im Aufenthaltsraum einen Kachelofen stehen, der die typisch-wohlige Strahlungswärme abgibt. Manche der WG-Mitglieder kennen das vertraute Gefühl, am Kachelofen zu sitzen, vielleicht noch aus ihrer Kindheit. Ein echtes Feuer brennt hinter den Ofenfliesen allerdings nicht. Holz kommt nur bei der Innenausstattung zum Tragen. „Die Wärme wird von wasserführenden Energieträgern erzeugt, die mit Fernwärme erhitzt werden. Das ist weniger beschwerlich als mit Scheiten einzuheizen“, so Johann Siller.

Sinteso sorgt für Sicherheit
Für den Brandschutz wurde dennoch ein modernes Brandmeldesystem vom Typ Siemens Sinteso FS20 installiert. Die Brandmeldeanlage ist mit einer direkten Notrufleitung zur örtlichen Feuerwehr verbunden, so dass im Notfall automatisch die Feuerwehr alarmiert wird. Weiters ist die Anlage remote über eine sichere cRSP-Verbindung (common remote service platform) erreichbar, was viele Möglichkeiten hinsichtlich „Digital Services“ eröffnet. Die cRSP-Remote-Aufschaltung wird auch für die Heizungs- u. Lüftungssteuerung eingesetzt, wo mittels „digitaler Services“ nicht nur Veränderungen an der Anlage von der Ferne ermöglicht werden, sondern auch ein permanentes Monitoring und somit eine präventive Fehlererkennung und datenbasierte Wartung gewährleistet wird.

Foto: Gemeinde Golling

Automatikbetrieb oder ein Anruf genügt
Überhaupt sollen die Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch das Betreuungsteam einfach den Alltag genießen und gestalten, statt sich um die Bedienung der technischen Komponenten kümmern zu müssen. Die Heizung läuft also im Automatikbetrieb mit vorab definierten Zeiten und Temperaturen. Über einen „Desigo Control Point“, der den Betrieb der Anlagen visualisiert, kann der Hauswart von seinem Computer auf das System zugreifen und Sollwerte einstellen, falls es eine Anpassung braucht. Dazu muss man ihn nur anrufen. Auch Johann Siller verfügt über einen Fernzugriff für rasche Systemdiagnosen oder Fehlerbehebungen. Neben dem Heizen ist auch der „hygienische Luftwechsel“ in den Zimmern ein energierelevantes Thema, bei dem es die Balance zwischen Frischluft und Wärmeverlusten zu halten gilt. Die Lüftungsanlage auf dem Dach ist mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet, sodass beim Lufttausch nicht zu viel Behaglichkeit verloren geht. Die benachbarte Photovoltaik-Anlage auf dem Dach wurde nicht von Siemens installiert, leistet aber einen umweltfreundlichen Beitrag zur Stromaufbringung des Hauses.

Wenn der Berg oder ein Bewohner ruft
Bei allem Komfort und Behaglichkeit wurde im Gollinger Seniorenwohnhaus „Hoamat Achfeld” auch auf die speziellen Sicherheitsanforderungen bei der Betreuung alter Menschen eingegangen. Die Wohngemeinschaften verfügen über ein IP-fähiges Lichtrufsystem für einen sicheren und effizienten Pflegealltag. Die einzelnen Lichtruf-Systemkomponenten arbeiten über ein sicheres LON®-Bussystem und jedes Zimmer verfügt über ein eigenes Ruf-Terminal. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass bei den Heimbewohnern im Ernstfall die dringend benötigte Hilfe rasch alarmiert werden kann. Dies geschieht zum Teil automatisch, z.B. wenn eine Person in der Nacht aus dem Bett fällt oder orientierungslos im Raum steht. Natürlich können die Bewohner in einer Notsituation auch jederzeit eigenständig von mehreren Stellen in ihrem Zimmer den Schwesternnotruf auslösen. Über die Telefonanlage kann das Pflegepersonal eingehende Rufe und Alarmmeldungen auch auf seinen schnurlosen mobilen Endgeräten empfangen. Zusätzlich wurde ein Desorientierten-System verbaut, und WG-Mitglieder können mit Transponder-Armbändern ausgestattet werden. Falls es einen Bewohner oder eine Bewohnerin im Demenzgarten der Außenanlage plötzlich in die Berge zieht, die in Golling einfach immer locken.

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